Deutscher Gangsterrap demaskiert

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Deutscher Gangster Rap ist wohl derzeit der Alptraum vieler Grundschullehrkräfte. Meine 5. Klässler hören sich das natürlich auch an und die Liedtexte bereiteten mir Kopfschmerzen: Gewalt, Drogen, Sexismus, Kriminalität, Beleidigungen und Fäkalsprache am laufenden Band. Also ziemlich das Gegenteil, was wir tagtäglich so weiterbringen möchten.

Trotz allem entschied ich mich die Sache pragmatisch anzugehen und gegen den Goliath der Szene anzutreten: Den zur Zeit angesagtesten Deutsch-Gangsterrapper Capital Bra. Zugegebenermassen erlebte auch ich eine gewisse Faszination für dieses Thema. Laut Wikipedia kam er in Sibirien auf die Welt, lebte dann eine Weile in der Ukraine und kam später nach Deutschland. Dort fiel er in der Schule offenbar nicht sehr positiv auf, den er brach sie ab, musste aber trotzdem unglaublich schnell Deutsch gelernt haben, denn er wurde mit seinen Raptexten sehr erfolgreich. Mein Ziel war also keineswegs ihn schlecht zu machen, sondern ihn besser zu verstehen. Verständlich auch, dass viele meiner Schüler mit Migrationshintergrund sich mit ihm identifizieren konnten. Offenbar aber nicht nur meine Schüler, sondern auch führende Banker einer Schweizer Grossbank. Ob man dort in der Führungsetage auch Gangsterrap hört, ist mir nicht bekannt, bin aber offen für Hinweise, wenn jemand der Leserschaft dort verkehrt.

Wieder Lila

Nach ein paar Klicks fand ich den Liedtext zu seinem Megahit «Wieder Lila» ich druckte ihn aus, liess meine Schüler eine Textanalyse machen: Sie markierten den Text rot wenn es um Gewalt ging, gelb stand für Drogen, blau für Polizei und grün für Geld und Status. Am Ende waren die Blätter ziemlich bunt soweit wir die Gangstersprache richtig deuten konnten. Wir redeten und philosophierten noch etwas über Status und seine Bedeutung und beantworteten sonst noch ein paar Fragen. Am Ende schauten wir uns den Videoclip (https://www.youtube.com/watch?v=dn9g1v4Sht0) an. Die zwei Rapper Capital Bra und Samra tanzen vor einem Lamborghini und einem McLaren. Schön und gut, wenn man es sich leisten konnte, aber bei Minute 2:40 wurde ich stutzig. Dort sieht man die Nummernschilder der beiden Karossen: Eine aus dem Aargau und die andere aus dem Kanton Schwyz. Ich drehte noch einmal zurück und stoppte das Bild und tatsächlich man konnte die Schilder sehr gut erkennen. Meine Schülerinnen und Schüler waren sprachlos: Konnte es sein, dass diese schnellen Schlitten nur gemietet waren?

«Gibt es sonst noch Fragen?» Ein Schüler streckte die Hand hoch: «Herr Walder, können wir jetzt mit dem Thema Gangsterrap aufhören?»

Damit war das Thema erledigt. Das uncoolste in der Klasse ist jetzt laut deutschen Gangsterrap zu hören und mitzusingen.

In den Kommentaren würde ich mich freuen, wenn Capital Bra persönlich noch ein paar Beleidigungen posten würde. Also liebe Leserinnen und Leser teilt den Artikel und vielleicht kommt er ja bis zu seinem Management.

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