Vorteile aus meiner Lehrerperspektive

Lesen finde ich, trotz oder gerade wegen der Digitalisierung, wichtig. Nicht nur das Verstehen eines Textes, sondern auch das flüssige Lesen und korrekte Aussprechen von Geschriebenem ist eine wichtige Fähigkeit. Gerade in einem Umfeld von vielen fremdsprachigen Schülerinnen und Schülern spielt das Lesen eine Rolle für die Integration und die spätere Berufswahl. Lesefähigkeiten regelmässig zu begleiten ist aber sehr aufwändig und auch nicht immer objektiv. Dazu kann es sein, dass Schüler:innen in Präsenz einer Lehrkraft nervös werden und deshalb schlechter Lesen als sie es eigentlich könnten. Deshalb fand ich die Lesetrainingsfunktion in Teams interessant. Sie bietet mir einen Einblick in die Lesefähigkeiten, ohne dass ich selber dabei sein muss. Das KI unterstützte Analysetool zählt die korrekt gelesenen Wörter pro Minute und zeigt Lesefehler (Hinzufügungen, Auslassungen und Aussprachefehler) im Text an. Als Lehrperson kann ich diese entweder so belassen oder auch korrigieren oder kommentieren. Im aufgenommenen Video kann ich die Schüler:innen sehen und hören.

Rückmeldung von Schüler:innenseite

Sie fanden es toll am Computer zu lesen und schätzten die rasche Rückmeldung. Diese folgt aber nicht automatisch, sondern muss von der Lehrperson ausgelöst werden. Sie sahen sofort eine Übersicht über ihre Lesegeschwindigkeit und Fehlerrate. Der Laptop machte sie weniger nervös, als eine Lehrperson, die neben ihnen sass und ausserdem konnten sie soviele Versuche unternehmen bis sie mit dem Ergebnis zufrieden waren.

Wie genau ist die Rückmeldung?

Die Analyse ist erstaunlich gut, aber nicht perfekt. Gut ist, dass die Analyse auch mit Hintergrundgeräuschen funktioniert. Einige Wörter, die ich als gut ausgesprochen empfunden habe werden als falsch markiert aber auch umgekehrt. Weshalb das so ist darüber kann ich nur spekulieren, evtl. hängt es mit der Stimmlage oder der Lautstärke der Lesenden zusammen. Was mir ebenfalls fehlt sind die Berücksichtigung der Satzzeichen. Falls die Lesenden nach einem Punkt keine kurze Pause machen, wird das nicht als Fehler erkannt. Ich habe bisher Texte auf Englisch und Deutsch lesen lassen, Teams erkennt die Sprache automatisch Unterschiede in der Analyse konnte ich nicht feststellen.

Vorläufiges Fazit

Das Tool hilft regelmässiges Lesetraining zu organisieren und durchzuführen. Die Lernenden arbeiten bis jetzt gerne damit und für mich als Lehrperson ist es einfach den Fortschritt zu verfolgen. Dank den Insights, wird der Förderbedarf anhand von Grafiken gut sichtbar. Allerdings, sollte die automatische Analyse kritisch hinterfragt werden, es sollte auch den Lernenden kommuniziert werden, dass die Analyse nicht als einzig wahre Bewertung zu verstehen ist, sondern eher als eine relative mit Fehlern behaftete. Ich würde die automatischen Daten nie einfach in eine Note umwandeln. Schade ist auch, dass man als Lehrer das Lesetraining nicht selbst durchführen und analysieren lassen kann, das wäre hilfreich, um zu sehen wo die Schwierigkeiten im Text liegen, wenn man ihn selbst liest. Wie immer bei solchen Onlinetools, gibt es auch Fragen zum Datenschutz. Die Videos werden auf einen Microsoftserver hochgeladen, wie man sie dort wieder löschen kann, ist mir nicht bekannt. Es ist in Teams nicht intuitiv ersichtlich.