
Linux im Klassenzimmer

Wie gut lässt sich mit Linux mit einer ganzen Klasse arbeiten? Diese Frage beschäftigt mich schon eine ganze Weile. Nun hatten wir dank einer Ersatzbeschaffung genug Geräte, um dies auszuprobieren. Bei diesem Test standen nicht nur technische Aspekte im Vordergrund, sondern auch die Reaktion der Schülerinnen und Schüler und wie sie im Alltag mit dem System zurechtkommen.
Hardware und Setup
Auf den 22 HP ProBook 440 G6 installierte ich Pop-OS von System 76, das ich auch zu Hause auf meinem privaten Gerät schon seit mehreren Jahren nutze. Ich installierte das Grundsystem ohne schulspezifische Anpassungen, das einzige, das ich schon einrichtete, war die WLAN-Verbindung und ein persönliches Nutzerkonto pro Schülerin und Schüler. Als ich den SuS das Gerät übergab, richteten wir zunächst unseren Netzwerk-Drucker ein, was bei allen problemlos funktionierte. Bei allen Geräten klappte das Zusammenspiel zwischen Hardware und Pop-OS einwandfrei – abgesehen von einem Akku, der bei einem gebrauchten Gerät am Ende war und einem Bildschirmflackern, das ebenfalls eine Ursache bei der Hardware hatte.
Reaktion der Schülerinnen und Schüler
Die Reaktion am Anfang, war eher ablehnend, war es doch für viele anstrengend sich im neuen System zurechtzufinden. Bald entdeckten aber viele, wie man den Desktop seinen Bedürfnissen anpassen und wie man zusätzliche Software installieren konnte. Etwas umständlicher war die Tatsache, dass man die Officeprogramme – wir benutzen sonst Office 365 – im Browser öffnen musste und die Webversion von Office 365 in ihrem Funktionsumfang etwas reduzierter ist als die Desktopversion von Windows. Wir testeten dann auch die freie alternative LibreOffice, welche ebenfalls installiert war. Mit dem Writer Modul fanden sich dann eigentlich alle gut zurecht.
Vorteile
Nach ein paar Tagen Nutzung schätzten die Schülerinnen und Schüler, dass ihre Arbeit nicht durch die häufigen Updates unterbrochen wurde und dass sie durch andere Ablenkungen und Mitteilungen, die es vorher bei Windows gab, fokussierter arbeiten konnten. Einige Kinder schätzten auch die schnelle Reaktionszeit, in ihren Augen funktionierte vieles schneller als bei Windows.
Schwierigkeiten
Ich war erstaunt, wie ausgeprägt die Gewohnheit an ein System bereits bei Kindern ist. Dieser Effekt ist nicht zu überschätzen. Es brauchte Zeit und Übung, bis sie sich im neuen System zurechtfanden. Linux lässt sich grundsätzlich mit Office365 kombinieren, solange man konsequent alles im Browser macht. Beginnt man aber die Desktopapps zu nutzen müssen alle erstellten Dateien manuell auf OneDrive hochgeladen werden. Es gibt zwar Scripts, die dies können, doch in meinem Fall hat das zu wenig zuverlässig funktioniert. Zu Hause benutze ich Insync, um dieses Problem zu lösen. Mit dieser kostenpflichtigen App wird ein Ordner auf dem Gerät mit OneDrive synchronisiert, was bestens funktioniert. Mit einer einmaligen Zahlung von rund $ 40.00 pro Konto würden sich das evtl. lohnen, wenn man im Gegenzug ältere Laptops noch weiternutzen könnte.
Fazit
Nach drei Wochen wollte ein Drittel der Klasse mit Linux weiterarbeiten, interessanterweise, diejenigen, die am Anfang besonders kritisch eingestellt waren. Einige wollten wieder zu Windows zurückkehren, weil dort vieles automatisch funktioniert und speziell für unsere Schule eingerichtet wurde. Viele schätzten die Möglichkeit einmal über den Tellerrand hinauszuschauen und ein alternatives System zu testen.
Meine persönlichen Erwartungen wurden übertroffen, ich hatte mit mehr Schwierigkeiten gerechnet. Es wäre grundsätzlich möglich Linux in der Schule einzusetzen, es bräuchte nur wenige Anpassungen, aber genug Zeit für die Einführung. Einzig die Cloudanbindung müsste geklärt werden ganz egal, ob man nun OneDrive von Microsoft nutzt oder eine andere Lösung. Angesichts der Tatsache, dass die Hardwareanforderungen für Windows 11 hoch sind, wäre es für viele Schulen prüfenswert auf Linux umzusteigen und so erhebliche Kosten einzusparen.
Links
Bemerkungen :
Eine für die Schulen kostengünstigere Alternative?
Vorteilhaftere Umgebung für Deine eLearning-Plattform?
...?
LG
Robert Cajochen